
Kalenderblatt zum 13. September
“Akademische See”
“Academic sea”
“Mar académico”
Acryl, Bleistift und Goldpaste auf Aquarellbütten ca. 21 x 15 cm
Schon beim ersten Blick entfaltet es eine Sogwirkung, die sich kaum in Worte fassen lässt. Das tiefe Spiel aus kobaltblauen, türkisfarbenen und weißen Strömungen erinnert an eine aufgewühlte Wasseroberfläche, an das ewige Kommen und Gehen der Gezeiten, an das lebendige Rauschen der Gedankenwelt. Zwei goldene Dreiecke durchbrechen diese Wogen, wie Signale, wie Orientierungspunkte, wie Strahlen von Klarheit im Ozean des Unbewussten.
Die spontane Emotion ist eine Mischung aus Staunen, Ehrfurcht und innerer Bewegung. Man fühlt sich hineingezogen in eine Szenerie, die zugleich dramatisch und beruhigend wirkt. Das Blau schenkt Tiefe, Geborgenheit und Unendlichkeit, das Gold hingegen spricht von Erkenntnis, von Triumph, von dem, was bleibt, wenn die Wellen sich legen.
Vor dem inneren Auge entstehen Geschichten: Man sieht den Studenten auf dem Meer der Fragen, den Suchenden, der durch Stürme geht und dennoch immer wieder auf zwei goldene Wahrheiten stößt, fest, unerschütterlich, leuchtend. Es ist das Bild einer Reise der Erkenntnis, eines Lernens, das nicht im Stillstand, sondern im ständigen Fließen geschieht.
Symbolisch öffnet das Werk viele Ebenen:
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Emotional: Es spricht von Aufruhr und Geborgenheit zugleich, von der Spannung zwischen Chaos und Orientierung.
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Spirituell: Das Gold könnte als höhere Wahrheit, göttliches Wissen oder innere Erleuchtung gelesen werden, die den Weg durch die stürmische See des Lebens weist.
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Sozial: Es erinnert an die akademische Welt, an Diskurse, an Wissensströme und daran, dass Erkenntnis nicht linear, sondern wie Wellenbewegung verläuft.
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Politisch: Vielleicht erzählt es von der Suche nach festen Werten in bewegten Zeiten, von Orientierung inmitten des globalen Strudels.
Die Fragen, die das Bild stellt, sind eindringlich: Wo ist mein goldener Fixpunkt im Meer des Wandels? Wie finde ich Orientierung in der Fülle an Eindrücken? Welche Klarheit trägt mich durch die stürmische See?
Die Originalität des Werkes liegt im Zusammenspiel von expressiver Malerei und geometrischer Strenge. Die goldenen Formen wirken wie universelle Zeichen, vertraut und doch geheimnisvoll, fast wie ein Code aus einer anderen Welt.
Insgesamt entsteht eine Atmosphäre, die gleichzeitig vertraut und visionär wirkt: vertraut, weil wir alle die Bewegungen der See in uns kennen; visionär, weil das Werk sie auf eine höhere, beinahe sakrale Ebene hebt.
Dieses Bild ist nicht einfach Dekoration – es ist ein visuelles Ritual, ein Tor zu Reflexion, zu Stille und Erkenntnis. Wer es betrachtet, betritt eine innere Landschaft, die immer neu Antworten schenkt.
„Akademische See“ ist ein Werk, das den Betrachter nicht loslässt, weil es seine Fragen direkt ins Herz schreibt.