
Das Kalenderblatt zum 21. August
“Der letzte Abend auf Elba”
Das Werk entfaltet eine stark zentralisierte Komposition, deren Fokus auf einem strahlenden Sonnenball liegt. Dieser wirkt als visuelles wie semantisches Zentrum und kontrastiert mit der eruptiven Textur der umgebenden Flächen. Im unteren Bildbereich dominieren erdige, braune Töne von materialhafter Dichte, nach oben hin öffnet sich das Bild in leuchtende Rot- und Orangetöne, die schließlich in Blau und Gelb übergehen. So entsteht eine vertikale Achse, die Schwere und Erdverbundenheit mit Transzendenz und Auflösung verbindet.
Die Verwendung von Acrylpaste verleiht dem Bild eine reliefartige Oberfläche, die an geologische Prozesse erinnert und den Naturraum weniger als topografische Wiedergabe denn als dynamischen Prozess sichtbar macht. Damit rückt die Materialität der Malerei selbst in den Vordergrund, was Bezüge zur informellen Malerei der Nachkriegszeit eröffnet.
Die Farbskala von Rot, Orange und Gelb, kontrastiert mit Blau und Braun, trägt eine symbolische Spannung von Energie und Endlichkeit, Wärme und Kühle, Nähe und Ferne. In dieser Gegenüberstellung entsteht ein Bild des Übergangs: das Verlöschen des Tages und zugleich ein Moment höchster Intensität.
Kunsthistorisch lässt sich das Werk an der Schnittstelle zwischen Expressionismus und Informel verorten. Während die emotionale Aufladung von Farbe und Natur an den Expressionismus erinnert, verweist die Betonung der Materialität auf informelle Konzepte.
Über die Landschaft hinaus erschließt sich eine ikonologische Ebene: Der „letzte Abend“ verweist nicht allein auf den Tagesverlauf, sondern evoziert Themen wie Abschied, Vergänglichkeit und Transformation. Der Verweis auf Elba trägt zusätzlich kulturelle Konnotationen – Insel, Verbannung, Übergang – und erweitert die metaphorische Dimension des Werkes.
