„Sonnenaufgang in Kärnten“ entfaltet sich wie ein leuchtender Atemzug des Morgens; ein Moment, in dem die Welt noch zwischen Nacht und Tag schwebt. Das Bild wirkt wie ein inneres Aufbäumen des Lichts, das sich seinen Weg durch die noch träumenden Farben bahnt.
Im Zentrum strahlt ein kraftvolles Gelb, pulsierend und roh, als würde die Sonne selbst aus dem Herzen der Landschaft hervorbrechen. Dieses Gelb ist kein sanftes Morgenlicht, sondern ein mutiger, fast eruptiver Ausbruch von Energie, der Augenblick, in dem ein neuer Tag seinen Anspruch erhebt.
Um dieses Licht herum fließen die Töne wie Stimmungen, die sich im Übergang befinden. Das Violett im unteren Bereich trägt die Schwere der Nacht, ein weiches, gedämpftes Echo des Schlafs, während oben ein tiefes, lebendiges Blau die letzten kühlen Atemzüge der Dunkelheit hält. Sie scheinen zu vibrieren, als würden sie sich nicht kampflos zurückziehen wollen. Dazwischen blitzen rötliche Fragmente auf, wie flüchtige Erinnerungen an Wärme, Leidenschaft, vielleicht auch alte Emotionen, die der neue Tag mit einem Lichtfleck berührt, bevor er sie verwandelt.
Die Textur – rau, pastos, körperlich – macht den Sonnenaufgang greifbar. Die Oberfläche wirkt wie aufgewühlte Erde und bewegte Luft, als hätte der Pinsel nicht nur Farbe, sondern auch Wind und Geruch eingefangen. Der Glitter, kaum sichtbar und doch wirksam, erinnert an das Funkeln der ersten Sonnenstrahlen, die im Morgentau tanzen und der Stille einen Hauch von Magie verleihen.
In seiner Gesamtheit ist dieses Bild eine Hommage an den Mut des Neubeginns. Es zeigt nicht den idyllischen, sanften Sonnenaufgang, den man erwartet, sondern einen, der mit Kraft, Präsenz und strahlender Selbstbehauptung die Bühne betritt. Ein Sonnenaufgang, der nicht bittet, sondern verkündet: Heute beginnt etwas. Und zwar jetzt.