
Das Kalenderblatt zum 12. August
“Auf der Suche nach Blau”
Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem uralten Felsen, vom Wind und der Zeit geformt, schwarzgrau wie ein verschlossenes Buch. Die Oberfläche trägt Spuren ungezählter Geschichten – Schatten, Schichtungen, Verwerfungen. Zwischen diesen tiefen, erdigen Strukturen leuchtet ein unvermuteter Streifen in Rot und Gold auf, als hätte sich für einen flüchtigen Augenblick ein Riss geöffnet, durch den das Innere der Welt sichtbar wird. Es ist nicht bloß Farbe, es ist ein glühender Herzschlag, ein Funken, der aus der Tiefe nach außen drängt.
Die feinen Linien in Gelb und Rot scheinen Wege zu markieren, keine geraden Straßen, sondern Pfade, die sich durch unbekanntes Terrain winden. Unten, kaum merklich, blitzt das Blau auf: wie eine ferne Verheißung, die nicht leicht zu erreichen ist, aber unwiderstehlich ruft. Das Werk trägt seinen Titel nicht zufällig – „Auf der Suche nach Blau“ ist eine Reise, bei der man nicht einfach Farbe findet, sondern eine Wahrheit, die nur durch das Durchschreiten von Dunkelheit und Glut zugänglich wird.
Die Acrylpaste baut Reliefs auf, in denen das Licht spielt, so dass das Bild bei jeder Blickrichtung etwas Neues offenbart. Es ist ein Stück, das lebt – nicht in der Bewegung, sondern in der Resonanz. Wer es betrachtet, spürt diese Bewegung in sich selbst: das Unfertige, das Drängen, das Versprechen.
Dieses Werk ist nicht für flüchtige Blicke geschaffen. Es ist für den Moment, in dem man bereit ist, zwischen den Schichten zu verweilen – um nicht nur das Blau zu suchen, sondern auch den eigenen inneren Funken zu finden, der inmitten von Grau und Schwarz leuchtet und den Weg weist.