
Kalenderblatt vom 4. November
“Dummheit befreit nicht vom Denken”
“Asininity don’t free from thinking”
“La idiotez no libra de pensiamento”
Acryl, Acrylpaste auf Aquarellbütten ca. 15 x 21 cm
Der Titel dieses Werkes ist eine Provokation, ein Aufruf, der sich durch das ganze Bild zieht wie ein stiller, aber unerbittlicher Gedanke. Auf den ersten Blick scheint die Komposition aus blauen, sich überlagernden Strukturen und zwei leuchtend gelben Formen ein reines Farbspiel zu sein, doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass hier eine innere Bewegung, ein Aufbrechen des Verdeckten stattfindet.
Wie ein Gedanke, der sich durch Schichten aus Gewohnheit, Nachahmung und Trägheit hindurchbohrt, arbeitet sich das Gelb – Symbol für Bewusstsein, Klarheit und Intelligenz – an der bleiern-blauen Masse ab. Diese steht für das kollektive Denken im Halbschlaf, für Meinungen, die wiedergekäut werden, ohne je wirklich durchdrungen zu sein. Und genau hier beginnt die Mini-Erzählung, die das Bild in sich trägt:
Ein Gedanke wagt sich hervor aus der Tiefe des Gewohnten. Erst zaghaft, dann entschlossener, bricht er die Oberfläche. Doch das Dickicht des „Schon-Gedachten“ hält ihn fest. Nur wer die Mühe des eigenen Denkens nicht scheut, wer durch die Schichten der Bequemlichkeit hindurchgeht, wird das Licht finden, das sich im Gelb offenbart.
Das Werk zeigt, dass Dummheit nicht die Abwesenheit von Intelligenz, sondern die Weigerung zur Erkenntnis ist. Das Denken selbst bleibt Pflicht, selbst dort, wo alles in uns nach Vereinfachung ruft. Die Textur aus Acryl und Paste unterstreicht diesen Widerstand: rau, unruhig, vielschichtig. Denken ist Arbeit, kein glatter Spiegel.
In seiner Größe von 15 x 21 cm entfaltet dieses Werk eine überraschende Wucht. Es ist klein im Format, aber groß im Anspruch. Es konfrontiert uns mit einer unbequemen Wahrheit: Wer denkt, steht allein, aber wer nicht denkt, bleibt gefangen.