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Kalenderblatt
8. September

Capraia

Kalenderblatt zum 8. September
“Capraia”
” La isla Capraia”

Bleistift, Tusche auf Zeichenpapier ca. 15 x 21 cm

Beim ersten Blick auf „Capraia“ stellt sich ein Gefühl von Weite und Sehnsucht ein. Das Grau der Bleistiftflächen wirkt zurückhaltend, fast melancholisch, während die zarten gelben Linien wie Hoffnungsstrahlen durch die Schraffuren brechen. Man spürt eine Atmosphäre der Stille und Sammlung, gleichzeitig aber auch eine dramatische Spannung im Kontrast zwischen schweren Wolken und aufbrechendem Licht.

Die Zeichnung ruft unweigerlich Bilder hervor: eine Insel im Abendlicht, das Meer, das Geschichten von Aufbruch und Rückkehr erzählt, vielleicht sogar das Gefühl, selbst am Ufer zu stehen und eine Reise ins Ungewisse zu beginnen. Sie könnte das Symbol einer Schwelle sein, zwischen Dunkelheit und Licht, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem, was uns bindet, und dem, was uns frei macht.

Die Stimmung scheint der Intention des Künstlers zu folgen: Reduktion auf das Wesentliche und gleichzeitig eine Einladung, die eigene Vorstellungskraft zu aktivieren. Die Deutungsebenen sind vielfältig: emotional als Spiegel der eigenen Sehnsucht, spirituell als Hinweis auf innere Wege und Erleuchtung, sozial als Metapher für Gemeinschaft und Isolation, sogar politisch als Bild für Grenzen, Schutzräume und Horizonte.

Das Werk stellt Fragen, ohne sie beantworten zu wollen: Wohin führt mein Weg? Was liegt hinter dem Horizont? Trage ich das Licht in mir oder suche ich es im Außen?

„Capraia“ wirkt zugleich vertraut, weil Landschaft und Wolken jedem bekannt erscheinen, und originell, weil die Linienführung, die fast kalligrafisch verspielten Wolkenformen und die reduzierten Farbspuren etwas Einzigartiges schaffen.

Am Ende ist dieses Werk mehr als Zeichnung. Es ist eine meditative Projektionsfläche. Es fordert uns heraus, Antworten in uns selbst zu finden und genau darin liegt seine unwiderstehliche Kraft.

„Capraia“ – ein Bild, das nicht einfach betrachtet, sondern erlebt wird.

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