Kalenderblatt
9. September

Kalenderblatt 9. September

Das Kalenderblatt zum 9. September

“Aus Nebeln steigt ein Leuchten ohne Namen“
“Out of the mists, a glow without a name is born”
“De entre las nieblas nace un resplandor sin nombre”

Aquarell und Acrylpaste auf Aquarellbütten ca 15 x 21 cm

Bereits der Titel öffnet eine Tür zu einer Welt, die sich der reinen Benennung entzieht. Das Bild lädt nicht zum schnellen Blick ein, sondern zum Verweilen, zum Lauschen.

Beim ersten Hinsehen entsteht eine Atmosphäre der Stille und des Übergangs. Kein grelles Drama, keine lärmende Farbexplosion, vielmehr ein leises, geheimnisvolles Leuchten, das sich aus den Nebeln erhebt. Man spürt die Ruhe des Morgens, aber auch das Ungewisse, das im Verborgenen liegt.

Die Farbwahl ist dabei von entscheidender Bedeutung: sanfte Verläufe, zarte Übergänge, ein geheimnisvoller Schimmer. Acrylpaste und Aquarell verschmelzen, sodass ein haptisches Spiel aus Transparenz und Struktur entsteht. Die Oberfläche wirkt zugleich weich und doch von einer subtilen Rauheit durchzogen – fast wie ein geatmeter Schleier, der sich hebt und senkt.

Die Komposition folgt keinem starren Schema. Vielmehr führt sie den Blick organisch: Man wird hineingezogen, wie in einen Nebelgang, der weder Anfang noch Ende preisgibt. Linien und Formen verschwimmen, lassen nur Andeutungen erkennen. Gerade diese Offenheit macht das Werk so fesselnd: Jeder Betrachter findet darin seine eigene Geschichte.

Und Geschichten entstehen sofort: Ein neuer Tag, geboren aus der Stille. Ein geheimes Leuchten, das nie ganz enthüllt wird. Oder gar ein spiritueller Übergang, ein Bild des Werdens und Vergehens, das auf tieferen Ebenen mit Archetypen von Geburt, Licht und Mysterium resoniert.

Emotionen, die das Bild hervorruft, reichen von Sanftheit und Hoffnung bis zu Neugier und stiller Ehrfurcht. Es wirft Fragen auf: Was liegt jenseits des Nebels? Ist das Leuchten ein Versprechen, eine Erinnerung, ein Geheimnis, das nur die Seele kennt?

Gerade in dieser Mehrdeutigkeit liegt seine Stärke. Auf emotionaler Ebene spricht es die Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit an. Spirituell erinnert es an das Unaussprechliche, das wir fühlen, aber nicht benennen können. Sozial oder politisch könnte es als Metapher für Aufbruch aus unklaren Zeiten gelesen werden. Aus Unsicherheit erhebt sich neues Licht.

Handwerklich überzeugt das Werk durch die souveräne Verbindung von Aquarell und Acrylpaste. Die Technik erlaubt gleichzeitig Transparenz und Körperlichkeit, wodurch ein Spannungsfeld zwischen dem Flüchtigen und dem Beständigen entsteht.

So ist dieses Bild mehr als nur Dekoration. Es ist ein Dialogpartner, ein geheimer Spiegel. Es begleitet nicht nur Räume, sondern öffnet Räume im Inneren. Wer sich ihm hingibt, findet nicht Antworten, sondern tiefere Fragen und genau darin liegt seine unerschöpfliche Faszination.

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