
Kalenderblatt vom 09. September
“Nachsaison”
“Post Season”
“Temporada baja”
Acryl, Acrylpaste auf Aquarellbütten ca. 21 x 15 cm
Der Titel trägt eine leise Melancholie in sich, eine Ahnung von Vergänglichkeit und Rückzug. Und doch strahlt das Werk auf den ersten Blick eine überwältigende Kraft des Lichts aus. Das leuchtende Gelb im Zentrum ist wie ein inneres Feuer, ein Nachglühen, das nicht erlischt, auch wenn die große Saison vorüber ist.
Dieses Bild löst zwiespältige Emotionen aus zwischen Wehmut und Hoffnung, zwischen Abschied und Neuanfang. Man spürt die Wärme des Sommers, doch gleichzeitig das erste Frösteln des Herbstes. Die Atmosphäre ist lebendig und zugleich nachdenklich, ein Schwebezustand zwischen Fülle und Leere.
Die starken roten Zonen wirken wie Ränder der Erinnerung, erhitzte Linien, die das Vergangene festhalten wollen. Und unten, fast erdig dunkel, liegt die Spur des Unumgänglichen: das Ende einer Phase, der Übergang in eine neue Zeit.
Die Geschichte, die entsteht: Ein Strand nach der Hochsaison. Die Liegestühle sind abgebaut, die Stimmen der Urlauber verhallt. Zurück bleibt nur das Licht, ein sattes, goldenes Leuchten, das den Raum erfüllt wie eine letzte Umarmung. Es ist ein Moment, der fragt: Was bleibt, wenn der Trubel verstummt?
Symbolisch könnte „Nachsaison“ für viele stehen: für das Ende einer Lebensphase, für den Abschied von einer Beziehung, für das Loslassen von Gewohntem. Doch zugleich trägt es die Botschaft: Auch wenn eine Saison endet, das Licht bleibt.
Die Deutungsebenen sind vielfältig:
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Emotional: der bittersüße Geschmack des Vergänglichen.
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Spirituell: das Gelb als Farbe des Bewusstseins, des inneren Lichts, das über Zeiten hinausstrahlt.
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Sozial: die Frage, wie Gesellschaft mit Enden, Brüchen und Neuanfängen umgeht.
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Politisch: ein Nachhall von Zeiten, in denen alles laut war und nun das Nachdenken folgt.
Das Werk stellt eindringliche Fragen: Was geschieht nach dem Höhepunkt? Woran halten wir fest, wenn äußere Strukturen wegbrechen? Wo finden wir unser eigenes Licht, wenn die äußere Sonne nicht mehr scheint?
Und es bleibt dabei absolut originell: keine Kopie bekannter Klischees, sondern ein eigenständiger Ausdruck, der durch seine Textur, Farbintensität und Reduktion auf das Wesentliche eine einzigartige Handschrift trägt.
„Nachsaison“ ist kein Bild, das nur betrachtet wird, es ist ein Spiegel. Es holt den Betrachter genau dort ab, wo er selbst im Wandel steht. Es spricht von Abschied und Ankunft zugleich und verleiht Räumen jene stille Kraft, die inspiriert, tröstet und erneuert.