
Kalenderblatt vom 04. September
“Gold ist der Urquell des Blau”
“Gold is the well of the Blue”
“Oro es el manantial del azul”
Acryl, Acrylpaste, Pigment auf Aquarellbütten ca. 15 x 21 cm
Schon der Titel dieses Werkes entfaltet eine magnetische Sogwirkung. Man fühlt sich hineingezogen in eine Welt, in der das Dunkel nicht bedrückt, sondern trägt und in der ein unerwartetes Aufleuchten von Gold wie ein Herzschlag des Universums erscheint.
Beim ersten Blick löst das Bild Staunen und Ehrfurcht aus. Ein Gefühl von Tiefe, von Geheimnis und Weite, fast so, als würde man durch die Schleier der Nacht hindurch einen verborgenen Ursprung erahnen. Die Atmosphäre ist nicht still, sondern dramatisch-poetisch: wie ein Sturm, der sich gerade gelegt hat, und doch noch die Spuren seiner Energie hinterlässt.
Die Komposition wirkt bewusst spannungsvoll gebrochen. Linien kreuzen sich, überlagern einander, drängen nach außen, als wollten sie den Betrachter in Bewegung setzen. Doch im Zentrum ruht der goldene Kern wie ein Fixpunkt, der alles zusammenhält. Das Auge wird unweigerlich dorthin geführt, von den kräftigen, fast archaischen Strukturen des Dunkelblau eingerahmt und verdichtet.
Die Farbwahl ist von großer symbolischer Kraft. Tiefes, sattes Blau, die Farbe des Unendlichen, des Geistes, des Nachthimmels, trifft auf strahlendes Gold, Sinnbild von Ewigkeit, Licht und innerem Wert. Diese Kontraste erzeugen eine Spannung zwischen Transzendenz und Materie, Himmel und Erde, Unendlichkeit und Ursprung.
Die Linien und Formen sind wild, ungebändigt, fast eruptiv, sie erinnern an Naturgewalten, an aufgewühlte Meere, zerborstene Felsen, kosmische Explosionen. Und doch schaffen sie keine Zerstörung, sondern öffnen Räume für das Goldene, das Dahinterliegende.
Die Textur ist rau, pastos, lebendig. Man spürt förmlich die Hand des Künstlers, das Drücken, Schaben, Schichten. Hier ist nichts glatt oder dekorativ. Es ist ehrlich, roh, unmittelbar. Ein Bild, das spürbar atmet.
Handwerklich überzeugt es durch seine Balance von Chaos und Struktur. Die Technik tritt nicht als Selbstzweck hervor, sondern als Sprache, die das Unsagbare artikuliert.
Die Botschaft? Das Gold – Sinnbild des Ewigen, des Inneren, des Wesentlichen – entspringt aus der Tiefe des Dunkelblau. So wie das Licht aus der Dunkelheit geboren wird, so wie Klarheit aus der Tiefe des Lebens wächst. Es könnte heißen: Nur wer durch die Dunkelheit geht, findet das Gold in sich selbst.
Die Stimmung passt zu dieser Intention: intensiv, spirituell, existenziell. Das Bild fragt nicht nach Dekoration, sondern nach deiner eigenen Begegnung: Wo liegt dein inneres Gold? Wo schöpfst du aus der Tiefe neue Kraft?
Deutungsebenen sind zahlreich:
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Emotional: Die Konfrontation mit Dunkelheit und die Erlösung durch Licht.
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Spirituell: Gold als göttlicher Funke, Blau als kosmische Weite.
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Sozial: Die Idee, dass selbst aus Krisen und Brüchen Schönheit und Wert entstehen.
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Politisch: Dass der wahre Reichtum nicht an der Oberfläche liegt, sondern in der Tiefe, im Kern, im Ursprung.
Dieses Bild ist ein Dialog mit der Seele. Es fordert uns heraus und beschenkt uns zugleich. Es flüstert: Suche tiefer, wage den Blick ins Dunkel, dort findest du dein Gold.