Kalenderblatt
3. September

Das westliche Fenster

Das Kalenderblatt vom 3. September
“Das westliche Fenster”

“The western window”
“La ventana occidental”

Acryl, Glitter und Acrylpaste auf Aquarellbütten ca 21 x 15 cm

Schon beim ersten Blick öffnet sich kein gewöhnlicher Ausblick, sondern ein Tor in eine andere Welt.

Die dominanten goldgelben Flächen lassen den Betrachter eintauchen in eine Atmosphäre von Wärme, Licht und strahlender Lebendigkeit. Es ist, als würde die Leinwand selbst von innen heraus leuchten. Dieses Licht wird jedoch durchzogen von Eruptionen aus Rot und Braun, die an Erde, Blut oder Feuer erinnern, Spuren der gelebten Erfahrung, der Reibung, der Wandlung. Unten im Bild, fast wie ein Fundament, vibrieren Blautöne und grüne Strukturen, die das chaotische Aufeinandertreffen von Elementen spürbar machen: Erde, Wasser, Feuer und Licht im unaufhörlichen Dialog.

Mitten in diesem brodelnden Farbkosmos erscheint das rechteckige Fenster, ruhig, klar, wie ein Rahmen für das Unfassbare. Es wirkt wie eine Einladung: Wagst du es, hindurchzutreten? Dahinter liegt nicht etwa eine konkrete Landschaft, sondern eine goldene, vibrierende Fläche. Das „Fenster“ öffnet sich nicht nach außen, sondern nach innen,  ein Blick in das eigene Leuchten, in den inneren Raum des Selbst.

Der Titel spielt auf Gustav Meyrinks Werk „Der Engel vom westlichen Fenster“ an, und so schwingt hier auch etwas Mystisches mit. Man spürt die Spiritualität des Übergangs, das Versprechen einer verborgenen Botschaft, die nur sichtbar wird, wenn man den Blick hinter die Oberfläche wagt. Das Bild fragt:

  • Was ist dein inneres Fenster?

  • Welches Licht strömt in deine Welt, wenn du es öffnest?

  • Bist du bereit, dich von diesem Licht verwandeln zu lassen?

Die Wirkung ist ambivalent und faszinierend zugleich: einerseits kraftvoll, eruptiv und voller Bewegung, andererseits zentriert durch die Ruhe des Fensters. Diese Spannung verleiht dem Werk seine besondere Tiefe. Es kann gelesen werden als spirituelle Allegorie (das Erwachen, das Licht im Inneren), als existenzielle Metapher (die Frage nach Orientierung im Chaos des Lebens), oder sogar als soziale Deutung (das Fenster als Sehnsucht nach einer neuen, erleuchteten Welt jenseits des Bekannten).

Wer dieses Werk betrachtet, fühlt nicht nur Farbe, er erlebt einen inneren Prozess. Das Bild fordert heraus, tröstet, ermutigt und inspiriert. Es ist kein Dekorationsstück, sondern ein Gesprächspartner, der immer wieder neue Schichten enthüllt.

Kurz gesagt: „Das westliche Fenster“ ist ein visuelles Ritual, eine Einladung, den Schritt durch das goldene Tor zu wagen.

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