
Kalenderblatt vom 29. Oktober
“Fluchtpunkt”
“Point of escape”
“Punto del escape”
Acryl, Acrylpaste, Ölpastell, Bleistift auf Aquarellbütten ca. 15 x 21 cm
Der Titel ruft nach Bewegung, nach einer inneren oder äußeren Reise. In diesem Werk begegnen wir einem Spannungsfeld zwischen Schwere und Aufbruch, zwischen Erde und Himmel, zwischen dem, was festhält, und dem, was ruft.
Ein leuchtend gelber Kreis dominiert die Komposition, ein Symbol, das wie eine Sonne oder ein inneres Leuchten wirkt. Er scheint die dunkle, organisch geschwungene Form im Vordergrund anzuziehen, als wolle er sie herauslösen aus der Tiefe. Diese dunkle Bewegung, fast wie ein Strom oder eine Welle, zieht sich diagonal durchs Bild. Sie ist Energie im Übergang, ein Momentum des Loslassens. Die pastose, strukturierte Fläche im unteren Bereich erinnert an Erde, an etwas, das zurückbleibt, während die Linien nach oben streben, dorthin, wo das Licht wartet.
Die Geschichte hinter diesem Bild könnte die einer Seele sein, die den Mut fasst, aufzubrechen. Vielleicht stand sie lange am Rand eines vertrauten Feldes, wo Sicherheit und Gewohnheit wohnen. Eines Tages jedoch ruft das Licht, nicht laut, sondern unüberhörbar. Es ist der Ruf nach dem Eigenen, nach Freiheit, nach Wahrheit. Der Wind bläst kalt, die Wege sind ungewiss, doch das Leuchten dort oben bleibt beständig. Und so setzt sie den ersten Schritt. Der Moment, in dem sich alles verändert, ist festgehalten in Farbe, Bewegung und Struktur.
„Fluchtpunkt“ ist kein Bild des Davonlaufens, sondern des Erwachens. Es spricht von der Kraft, die entsteht, wenn wir der Sehnsucht folgen, jener Sehnsucht, die uns hinausführt aus der Dunkelheit, hinein ins eigene Licht. Jede Linie, jeder Strich, jede Schicht Farbe erzählt davon: Transformation beginnt dort, wo wir den Mut haben, uns selbst zu begegnen.