Dieses kleine Bild  besitzt die seltene Qualität, gleichzeitig zu beruhigen und zu beleben. Aus kühlen Blau- und Türkistönen, durchzogen von Grün und einem leisen Goldschimmer, entsteht eine Landschaft der Erinnerung: kein abbildhafter Ort, sondern ein Zustand. Die Textur der Acrylpaste hebt sich wie feine Gräser oder Gischtkämme vom Papier, sodass das Licht am Relief entlangwandert und das Werk über den Tag subtil „atmet“.

Der erzählerische Titel öffnet die Lesart: Hier begegnen sich zwei Sehnsüchte:  die Bodenhaftung der Wiese und die Ferne des Meeres. Farblich ist das überzeugend gelöst: Die kühlen, maritimen Töne dominieren, während warme Einsprenkelungen wie Sonnenreflexe Orientierung geben. Kompositorisch führt eine sanfte Diagonale den Blick: vom dichten, strukturierten Vordergrund in eine lichte Zone, die wie Horizont wirkt. Diese Suggestion von Tiefe auf kleinem Format ist bemerkenswert und zeugt von sicherer Hand im Wechselspiel von Dichte und Atempausen.

Technisch punktet das Werk durch kluge Materialspannung: das fragile, saugende Aquarellbütten nimmt Lasuren weich auf; darüber setzt die körperhafte Acrylpaste akzentuierte Höhen. Diese Dualität – Weichheit und Körper – ist der Motor der Bildwirkung. Nichts wirkt dekorativ im beiläufigen Sinn; vielmehr entsteht eine poetische Genauigkeit: der Eindruck von Wind, von Wegstrecken, von Aufbruch.

Emotional zielt das Bild auf ein universales Motiv: das leise, beharrliche Verlangen nach Weite. Wer je einen Sommertag weit im Landesinneren verbrachte und dennoch das Meer „hören“ konnte, findet hier sein Bild. Es ist ein Werk für Menschen, die Ruhe nicht als Stillstand verstehen, sondern als konzentrierte Bewegung.