Kalenderblatt
26. Juli

Werde ich mich heute wieder verlieren?

Das Kalenderblatt zum 26. Juli
“Werde ich mich heute wieder verlieren?”

“Will I lose myself today again?”
¿Voy a perderme hoy de nuevo?”
Acryl und Acrylpaste auf Aquarellbütten ca 21 x 15 cm

In diesem Bild scheint sich eine innere Landschaft zu offenbaren – zerrissen, vibrierend, durchzogen von Kräften, die gleichzeitig ordnen und zerstreuen. Im oberen Bereich breitet sich ein Licht aus, das nicht einfach nur hell ist, sondern durchdrungen von Bewegung, fast wie ein Erinnern an etwas Ursprüngliches. Ein strahlendes Feld, in dem Blau und Gold sich durchdringen – wie Gedanken, die über das hinausreichen, was fassbar ist.
Darunter bricht das Chaos auf. Feuerfarben lodern, verschlingen, reißen auf. Es ist, als würde sich eine Geschichte entfalten, die nicht linear verläuft, sondern schichtet, überlagert, übermalt. Die Strukturen wirken verletzt, offenbart und verborgen zugleich. Es ist ein Raum der inneren Widersprüche, des Suchens – ein Ort, an dem Klarheit nicht geschenkt wird, sondern errungen werden muss.
Im unteren Bereich ragt eine helle geometrische Form hervor – fast wie ein Fragment eines früheren Plans, ein Zeichen dafür, dass es einmal eine Ordnung gab oder geben könnte. Doch diese Form wirkt fremd inmitten des Wildwuchses. Ist sie Orientierung? Oder Täuschung?
Der Titel „Werde ich mich heute wieder verlieren?“ legt offen, was zwischen den Schichten schwebt: die leise Ahnung, dass dieses Verlieren auch ein Finden sein könnte. Dass das Zerfasern der Identität nicht nur Krise ist, sondern Möglichkeit. Vielleicht liegt genau in der Zersplitterung der Zugang zu einem tieferen Selbst.
Da stellt sich die Frage:
Ist es wirklich ein Verlieren, wenn wir uns von dem lösen, was uns gestern noch definiert hat?

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