
Kalenderblatt vom 2. November
“Wo sind all die Seelen?”
“Where are all the souls?”
“¿Dónde estan todos los almas?”
Acryl, Acrylpaste auf Aquarellbütten ca. 15 x 21 cm
In diesem Werk entfaltet sich eine stille Dramatik, die tief unter die Haut geht. Die rauhe, fast erdige Textur der Oberfläche scheint aus dem Innersten einer vergessenen Landschaft zu stammen, ein Ort zwischen Dunkel und Licht, zwischen Erinnerung und Vergessen. Aus dem grau-schwarzen Nebel brechen feine, leuchtende Linien hervor, ein Hauch von Rot und Gold, wie Spuren von Leben, die sich weigern, im Nichts zu verschwinden.
Man meint, das Bild atme, als würde es in jedem Augenblick eine verborgene Geschichte flüstern. Vielleicht ist es die Geschichte einer verlorenen Seele, die ihren Weg durch die Schatten sucht. Sie folgt einem schmalen, goldenen Faden, der wie eine letzte Verbindung zum Licht scheint. Doch überall lauern die Schatten – Erinnerungen, Ängste, Fragmente des Selbst. Und doch, gerade in dieser Dunkelheit, geschieht etwas Unerwartetes: eine Bewegung, ein Aufbäumen, ein zartes Erwachen.
„Wo sind all die Seelen?“, diese Frage bleibt wie ein Echo im Raum stehen. Vielleicht sind sie nicht verschwunden. Vielleicht verbergen sie sich in den Schichten des Lebens, in der Tiefe der Farben, im Atem der Stille. Das Bild ist keine Antwort, sondern ein Tor, eine Einladung, in die eigene Tiefe zu lauschen, dort, wo das Sichtbare endet und das Unsichtbare beginnt.