
Kalenderblatt vom 18. November
“Das System implodiert”
“The system is imploding”
“La sistema esta implosionando”
Asche von Räucherwerk, Acryl. Acrylpaste, Glitter, Ölpastell auf Aquarellbütten ca. 21 x 15 cm
In diesem Bild vibriert eine gewaltige innere Spannung, wie ein Moment kurz vor der Entladung. Die beiden Sphären, eine in tiefem Blau, die andere erdig und schwer, wirken wie gegensätzliche Pole eines Systems, das seine Balance verloren hat. Die blaue Kugel schwebt wie ein dichtes, konzentriertes Zentrum geistiger Energie über einem brodelnden Feld aus Rot, Orange und Gelb. Sie scheint gefasst, fast stoisch, ein Ruhepunkt, der dennoch unter Druck steht.
Die erdige Sphäre darunter wirkt dagegen fragiler, angegriffen, durchlässig. Ihre Textur aus Asche, Acrylpaste und zerfaserter Struktur trägt eine Atmosphäre von Auflösung und Verfall, als würde sie sich vor unseren Augen entmaterialisieren. Hier zeigt sich die Implosion: nicht als plötzlicher Knall, sondern als langsames Zusammenfallen eines Systems, das seinem eigenen inneren Gewicht nicht mehr standhält.
Die warmen Farbexplosionen ringsum, feuriges Rot, glühendes Orange, gebrochene Gelbtöne, sind wie die letzten Funken eines Prozesses, der sich selbst verzehrt. Es ist ein Brennen, ein Transformieren, ein Übergang. Die Asche des Räucherwerks, bewusst eingesetzt, trägt das Thema weiter: Sie steht für Verbrennung, Reinigung, aber auch für das, was nach dem Feuer bleibt, das Unverwischbare, das Essenzielle.
Im Gesamtbild entsteht ein kraftvolles Narrativ des Wandels: Ein altes Gefüge bricht in sich zusammen, doch im Zusammenbruch liegt bereits der Keim einer neuen Ordnung. Die Kontraste, rund gegen zerfranst, kühl gegen heiß, dicht gegen brüchig, zeigen die Spannung zwischen Bestehendem und Kommendem.
„Das System implodiert“ ist damit nicht nur ein Titel, sondern ein energetischer Zustand: ein Bild über innere Revolution, über das Ende eines Zyklus und über jene stille, unerbittliche Kraft, die Transformation erst möglich macht.