
Kalenderblatt vom 15. November
“Wer nach Rache strebt, hält seine eigenen Wunden offen”
“Who aspires after revenge is leaving his own wounds open”
“Quien aspira a venganza, deja sus propias lampreas abierto”
Acryl, Acrylpaste auf Aquarellbütten ca. 21 x 15 cm
Dieses Bild ist ein Aufschrei und zugleich eine stille Einladung zur Heilung.
Die eruptiven Rotflächen wirken wie aufgerissene seelische Landschaften, in denen Schmerz, Wut und alte Verletzungen noch pulsieren. Rot als Farbe der Intensität brennt sich in den Blick, als wollte es uns zwingen, nicht länger wegzuschauen. Dazwischen tauchen dunkle, fast silhouettenhafte Formen auf, wie Schatten der Vergangenheit, die sich weigern loszulassen, solange wir selbst an ihnen festhalten.
Die weißen, fast wolkigen Aufhellungen durchbrechen dieses dramatische Gefüge und erinnern an die Momente, in denen Bewusstsein in den Schmerz hineinleuchtet. Sie wirken wie Atempausen im emotionalen Sturm, Hinweise darauf, dass Klarheit möglich ist, wenn wir innehalten. Die erdigen Gelb- und Brauntöne links unten lassen die Komposition in etwas Archaisches, etwas Tiefliegendes kippen. Als würde hier das Unbewusste sprechen.
Und dann sind da die beiden goldenen Dreiecke, kleine, aber kraftvolle Interventionen. Gold als Symbol der Transmutation, des Wertvollen, des inneren Schatzes. Ihre klare, geometrische Form hebt sich bewusst von der rauen, fast verletzten Oberfläche ab. Sie wirken wie Entscheidungen. Wendepunkte. Erkenntnisse. Die Botschaft scheint: Heilung geschieht nicht zufällig, sie beginnt, wenn wir bewusst den Schritt aus dem Schmerz heraus wählen.
In der Gesamtheit zeigt das Werk, was der Titel bereits flüstert: Wer nach Rache strebt, hält seine eigenen Wunden offen. Das Bild macht sichtbar, wie viel Energie im Festhalten gebunden bleibt, wie sehr wir selbst Teil des Kreislaufs werden, den wir beenden wollen. Doch gleichzeitig zeigt es den Weg hinaus: Goldene Klarheit zwischen rotem Chaos. Bewusstsein zwischen Schatten. Entscheidung zwischen Emotion.
So wird dieses kraftvolle Werk zu einem visuellen Mantra:
Loslassen ist kein Vergessen, es ist die Rückgabe der Macht an uns selbst.