
Kalenderblatt vom 1. November
“In der Kammer des Todes”
“In the chamber of the death”
“En la cámera de la muerte”
Acryl, Acrylpaste, Pigment auf Aquarellbütten ca 15 x 21 cm
Der Titel weckt ein leises Frösteln. Schwarz dominiert die Szene, wie ein endloser Raum zwischen Leben und Vergessen. Zwei goldene Quadrate schweben darin, still und unbeirrbar, als wären sie die letzten Funken einer Erinnerung, die nicht ausgelöscht werden will. Ihre metallische Leuchtkraft bricht das Dunkel, als hielten sie die Essenz des Lebens selbst gefangen, kostbar, zerbrechlich, unsterblich.
Eine rote Linie, scharf und unnachgiebig, durchschneidet das Schweigen. Sie wirkt wie ein Puls, ein letzter Herzschlag, der sich weigert, zu verstummen. Zwischen Schwarz und Gold, zwischen Leben und Tod, zieht sie ihre Grenze, kompromisslos und doch voller Sehnsucht.
Man könnte sagen, hier endet eine Geschichte. Und doch beginnt sie vielleicht erst. In einer fernen Welt, in der Seelen ihren Schatten begegnen, betritt ein Wanderer die Kammer. Der Boden ist kühl, die Luft schwer. Er spürt, wie etwas Unsichtbares ihn mustert, nicht feindlich, aber prüfend. Vor ihm tauchen die beiden goldenen Felder auf, wie Tore, durch die er hindurchsehen, aber nicht treten darf. Zwischen ihnen flackert ein unsichtbares Licht. Der Wanderer begreift: Dies ist kein Ort des Endes, sondern ein Raum der Entscheidung. Die Kammer des Todes ist in Wahrheit die Kammer der Wandlung.
Das Bild erzählt von jenem Augenblick, in dem das Alte stirbt, damit das Neue geboren werden kann. Der Tod ist hier kein Gegner, sondern ein Schwellenhüter. Und wer den Mut hat, ihm ins Auge zu sehen, entdeckt – hinter dem Schwarz, hinter dem Schweigen – das Gold der Erkenntnis.