Kalenderblatt
19. November

Kalenderblatt zum 19. November

Das Kalenderblatt zum 19. November
“Sachliche Konstruktion bei atmosphärischer Störung“
“Objective Construction under Atmospheric Disturbance”
“Construcción Objetiva bajo Perturbación Atmosférica”

Aquarell, Glitter, Gelstift auf Aquarellpapier ca 21 x 15 cm

Dieses Bild entfaltet eine stille, aber unüberhörbare Spannung zwischen Ordnung und Unvorhersehbarkeit. Auf den ersten Blick wirkt die Komposition kühl strukturiert: geometrische Quadrate, eine klare Linienführung, eine Landschaft, die fast technisch segmentiert erscheint. Doch je länger man hinsieht, desto deutlicher zeigt sich, dass diese sachliche Ordnung nur eine dünne Haut über etwas Tieferem ist, über einem Zustand, der sich jeder Kontrolle entzieht.

Der glühende rote Kreis am Himmel ist das erste Element, das den Betrachter irritiert. Er wirkt wie eine Sonne, die ihre Funktion vergessen hat, wie ein Himmelskörper, der sich zu nah, zu intensiv und zu emotional zeigt. Er bricht das scheinbar rationale System, das sich im Vordergrund entfaltet, und erinnert daran, dass auch die präziseste Konstruktion dem Einfluss äußerer Kräfte ausgesetzt bleibt.

Die schwebenden goldenen Quadrate, präzise gesetzt und doch ohne feste Verankerung, verleihen der Szene eine schwebende Unwirklichkeit. Ordnung versucht sich hier zu manifestieren,  ein Raster über einer Welt, die sich nicht vollständig ordnen lässt. Sie wirken wie Signale, Navigationspunkte, die Orientierung anbieten, aber keine endgültigen Antworten geben.

Unter ihnen zieht sich die Landschaft wie ein kontrolliertes Versuchsareal auf. Klare Flächen, definierte Übergänge, beinahe wie ein architektonisches Modell. Doch selbst diese Konstruktion bleibt bedroht von der Atmosphäre darüber: ein Himmel voller aufgewühlter Strukturen, ein visuelles Echo innerer und äußerer Erschütterungen.

Das Werk spielt mit der Illusion verstandesmäßiger Kontrolle und legt zugleich ihre Grenzen offen. Es zeigt eine Welt, die nach System strebt und doch in jedem Moment durch größere Kräfte verschoben werden kann. In dieser Spannung entsteht der leicht surreale Charakter: nicht laut, nicht übertrieben, sondern subtil,  ein Flüstern, das sagt: „Nichts ist so stabil, wie es scheint.“

Insgesamt wirkt das Bild wie eine präzise notierte Beobachtung eines Augenblicks, in dem das Rationale und das Unvorhersehbare kollidieren, eine stille Studie über die Zerbrechlichkeit von Ordnung inmitten atmosphärischer, emotionaler und vielleicht existenzieller Störungen.

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