
Kalenderblatt vom 19. November
“Deutschland bewegt sich – Fragt sich nur wohin?”
“Germany is moving -but the question is: where?”
” Alemania esta moviéndose – Uno se pregunta: ¿hacia dónde? “
Acryl, Acrylpaste auf Papier ca. 15 x 21 cm
In diesem Bild entfaltet sich eine kraftvolle, fast eruptive Metapher für den Zustand eines Landes im Umbruch. Die geschwungenen, zugleich kantigen Formen wirken wie aufgewirbelte Fragmente eines größeren Ganzen, als hätte eine unsichtbare Kraft die Stabilität gesprengt und die Bestandteile in einen Strudel aus Bewegung, Reibung und Neuorientierung geschleudert. Deutschland bewegt sich, doch die Richtung wirkt ungewiss, eingefangen in Formen, die zwischen Angriff, Schutz, Flucht und Neubeginn oszillieren.
Die dominierenden, dunkeltonigen Linien erinnern an gepanzerte Kreaturen, an Strukturen, die sich winden, strecken, verhärten, wie ein kollektiver Körper, der versucht, im Chaos seinen Halt zu finden. Die spitzen Ausläufer, die an Stacheln oder Widerhaken erinnern, vermitteln das Gefühl von konstantem Widerstand, von Kräften, die sich gegenseitig blockieren oder antreiben. Nichts ist eindeutig, nichts ruht, eine visuelle Metapher für gesellschaftliche Spannungen, für Richtungsdebatten, für innere Zerrissenheit.
Gleichzeitig trägt das Werk eine subtile Hoffnung in sich: Zwischen den aufgerissenen Flächen entstehen helle Räume, Lücken, die an Durchbrüche erinnern. Sie wirken wie Atempausen inmitten der Dichte, wie Möglichkeiten, die sich öffnen, wenn das Alte zerfällt und das Neue noch keine Form gefunden hat. Die Dynamik des Bildes zeigt: Bewegung ist unvermeidlich, doch ihre Qualität hängt von der Fähigkeit ab, das Chaos zu gestalten.
So wird das Werk zu einem Spiegel: Es zeigt ein Land, das in hektischer Transformation steckt, das sich windet, stemmt, neu formiert und dabei die zentrale Frage stellt: Wohin wollen wir wirklich?